2 Medaillen2 MedaillenVergangenen Freitag war es soweit, mit unserem Ziel vor Augen, brachen wir am frühen Nachmittag nach England auf.
Wir sind mit dem Zug nach Frankfurt, und von dort aus mit einem kleinen
Flugzeug (49 Plätze) nach Birmingham geflogen.
Weiter ging es mit Zug und Taxi, nach Wolverhampton zum Hotel.
Es hatte 4 Sterne/Kronen, sah von außen und im Eingangsbereich sehr nobel aus, enttäuschte aber leider im Zimmer.
Halb so wild, wir suchten sowieso nur einen Ort mit einer warmen Dusche und 2 Betten.
Schnell stellten wir fest, das dort schon einige deutsch-sprachige eingecheckt hatten oder nach uns ankamen.
Die Tage starteten wir mit einem energiereichen „Traditional English Breakfast“, also mit ordentlich viel Fleisch.
Würstchen, Speck, Toast mit Ei, Pilzen und Tomaten – natürlich alles gebraten.

Am Samstag sind wir, vorbei an den gepflegten Vorgärten, zum Veranstaltungsort gelaufen, haben Haftungsausschlüsse und Todesgarantien unterschrieben und uns grob die Strecke angesehen.
Im Registrierungshäuschen haben wir auch unsere Startnummern und
„Passports to heaven“ (=“Pass zum Himmel“) erhalten.
Ohne Gummistiefel musste man schon vorsichtig und mit hochgekrempelten
Hosen laufen, um sich nicht vollständig einzusauen.
Vor Ort wirkt alles etwas anders als auf Bildern und Videos.
Es ist alles größer, länger und vor allem... „nasser“.
Hindernisse müssen in der Regel nicht nur einmal überwunden werden, sondern folgen gleich bis zu 8-12 Mal hintereinander.
Fiese Stolperfallen konnten wir schon vor dem Rennen ausfindig machen.
Winni hat gleich ein paar Fotos von der _noch_ relativ Schlamm-freien Strecke gemacht.

Benny bemaltBenny bemaltAm Abend sind wir nach ein paar 5 Minuten-Terrinen (wir hatten einen Wasserkocher auf dem Zimmer) und Erdnussbuttertoasts relativ früh ins Bett gegangen.
Nach dem typischen Frühstück streiften wir unsere „Kampfkleidung“ über und trugen blaue „Kriegsbemalung“ auf.
Auf eine Wange malten wir auch noch eine deutsche Flagge, damit schließlich alle wissen, wo wir herkommen.
Im Gegensatz zu den anderen deutschen im Hotel, fuhren wir nicht mit dem Auto zum Gelände, sondern trugen unser Gepäck auch noch die 2-3km
dorthin.
[Winni Engber] Wie richtige Tough Guy eben
Auf „Mr. Mouse“ seiner Farm waren wir mit unserer Bemalung schon etwas außergewöhnlich.
Natürlich kamen später noch verrücktere Menschen, mit merkwürdigen Kostümen aus ihren Höhlen bzw. Scheunen.
Viele deutsche sahen unsere Flagge und grüßten.
Rund 300 deutsch-sprachige Sportler sollen angetreten sein.
Am Startplatz lernten wir auch Udo kennen, mit dem wir zusammen dem britischen Fernsehen, sowie dem MDR Interviews gaben.
Immer wieder wurden wir gefragt, wovor wir am meisten Angst haben und wir antworteten einstimmig: "Die Kälte!".
Desweiteren trafen wir am Startplatz noch auf Hannoveraner, die schon ziemlich genau wussten, wie der Hase lang lief.

Beim Start wurden sofort ein paar Läufer an den Pranger gestellt, da sie sich illegaler Weise in den Front Squad eingereiht hatten.
In den Front Squad kommen nur die, die dem guten Zweck noch eine größere Summe überwiesen haben.
Wir waren im "Wisitor Squad" mit 7-hunderter Nummern aufgereiht.
Die Wisitors starteten vorne, zusammen mit den Tough Guys aus den letzten Jahren - eine nette Geste an die auswärtigen.
Genau auf die Aufstellung geachtet haben die Veranstalter dieses Jahr allerdings nicht.
Nach und bei lauten Kanonendonnern ging es dann endlich los, hinein in den extra noch einmal angefeuchteten Matsch!
Der erste Teil war mit nur wenigen Hindernissen gespickt.
Erst mal kamen nur Erdhügel mit kleinen Wasser-Vertiefungen (natürlich extra ausgehoben) dazwischen, hier und da ein paar steilere Wegstrecken und Baumhindernisse.
Zwischendurch mussten wir immer größere Kletterkonstrukte und Stromzäune überwinden.
Bei einem bin ich sogar das letzte Stück abgerutscht und auf dem Ellbogen gefallen.
Zum Glück habe ich nur leichte Prellungsschmerzen.
Das Wetter war da sogar noch schön sonnig.

Dann kam auch schon das erste wirklich große Hindernis, der Slalom.
Unzählbar oft ging es einen Berg rauf und wieder runter.
[Winni Engber] Ich glaube es war gezählt 9 mal Bergauf und gefühlt mindesten 20 mal
Erst leicht schräg und dann richtig steil - das hat enorm Kraft gekostet.
Spikes waren übrigens streng verboten!
Zurecht, denn gelegentlich hat man mal ohne böse Absichten einen Fuß abbekommen.
Danach ging es mehr oder weniger unter Netzen krabbelnd und über Hürden springend durchs Unterholz, bevor wir an einem langen steilen Wassergraben angekommen sind.
Am Wassergraben mussten wir immer abwechselnd in das Wasser und wieder raus klettern.
Man kam oftmals nur noch mit Hilfe heraus, da schon alle Steigkanten abgetreten und glitschig waren.
Teamwork war sowieso groß geschrieben.
Den Vordermann hat man nach oben gedrückt und dem hinter sich die Hand gereicht.
Anders wären viele bei den 2 Meter-noch-was hohen Mauern auch gar nicht rüber gekommen.

So langsam kamen wir dann bei den "Killing-Fields" an.
Immer wieder ging es in das sumpfige, faulig riechende Wasser und wieder heraus.
Einige Male mussten wir auf höhere Konstrukte klettern, um dann mit Hilfe von Seilen weiterzukommen.
Das mit den Seilen ist nicht immer so einfach, wie man denkt.
Sie sind glitschig und das Seil für die Arme, sowie das Seil für die Füße gehen ziemlich schnell auseinander oder schaukeln, wenn mehr als eine Person an ihnen hängt.
Das geht ganz schön auf die Arm- und Brustmuskeln.
Unter den Seilen war meist ein kleiner See oder Netze gespannt.
Nachdem was ich bis jetzt gelesen habe, sollen sich aber trotzdem ziemlich viele beim versehentlichen Fallen die Knochen gebrochen haben.
Bei dem Vorletzten Konstrukt fühlte ich mich auch nicht besonders wohl, auf einem schmalen Brett mit halb tauben Eisklötzen an den Beinen zu balancieren.
Theoretisch hätte man sogar eine Ebene tiefer laufen können, aber das war schon alles richtig so.
Die Räuberleiter nach unten war schließlich nicht mehr weit.
Zwischendurch ging es auch mal durch Reifentunnel ins Wasser oder durch ein Tunnelsystem aus Betonröhren.
Zum Glück hat niemand vor uns den Tunnel geschlossen, was durchaus mal gemacht wird.
Es dürfte nicht einfach sein, alle hinter sich zum Umdrehen zu bewegen.
Weniger anstrengend war das Springen über Feuer oder an Seilen glitschige Hügel hochklettern.
Zwischendurch wurden wir mal mit "go smurfs!" ("vorwärts Schlümpfe!") angefeuert und uns ist erst in dem Augenblick klar geworden, dass wir fast wie Schlümpfe aussehen.
Wir trugen nämliche blaue Shirts, blaue Schminke im Gesicht und Badekappen – verschlumpft noch mal!

Kurz vor dem Ende bekam man noch mal eins zwei Jelly Babys (=Gummibären =Zucker) in den Mund gedrückt, bevor es dann quer durch einen See, zum Tauchen unter eine Brücke entlang ging.
In der Brücke waren mehrere Löcher, damit man Luft holen konnte.
Das Wasser war natürlich ziemlich schlammig, undurchsichtig und verdammt kalt.
Der Kopf dröhnt für kurze Zeit stärker als bei jedem Kopfschmerz, schüttete dann aber sofort Glückshormone aus.
Der Schmerz ist vergleichbar mit einer platzenden Walnuss.
[Winni Engber] Wir haben zusammen wahrscheinlich 4 Millionen Gehirnzellen verloren, was uns nun sicher noch verrückter macht
Man freute sich, dass man das Hindernis ohne Probleme bewältigt hat.
Anschließend ging es nur noch über ein paar Reifenberge und Betonröhren.
Man merkte, dass sich die Beine nicht mehr ganz so einfach durchstrecken
ließen, aber Krämpfe bekamen wir zum Glück keine.
Wir sahen fast pausenlos Leute mit Krämpfen und Schmerzversehrten Gesichtern am Streckenrand sitzend und stehend.

Dreckige Kleidung in der WanneDreckige Kleidung in der WanneNach 2:37h (Brutto-Zeit) waren wir endlich im Ziel und glücklich.
Man deckte uns mit einer Alu-Rettungsdecke ein und gab uns unsere
Medaillen, heiße Schokolade, Tee, und drückte uns Kekse in die "Gusche".
Zwischenzeitlich hat es angefangen zu schneien.
(Am Tag zuvor gab es schon alle paar Minuten "heavy snow" Warnungen.)
In der Scheune versammelten sich die frisch gebackenen, aber noch zitternden "Tough guys".
In einer Scheune haben sie eine große Pferdeduschenanlage aufgebaut, wirklich gebracht hat diese jedoch nichts.
Also haben wir uns das gröbste abgerubbelt und sind wieder Richtung Hotel marschiert.
Dort haben wir dann jeweils eine halbe Ewigkeit geduscht.
Den halben Abend haben wir dann noch versucht den gröbsten Dreck aus den Klamotten zu waschen, waren aber nur wenig erfolgreich.
Die braune Suppe wollte einfach keine Ende nehmen, so dass schon der Siphon voller Sand gewesen sein muss. Es lief nämlich schon nichts mehr ab...
Das Bad haben wir im wahrsten Sinne des Wortes zu einem Dampfbad
umgewandelt.
Ein auf machbares Fenster hatte unser Hotel leider nicht wirklich und die Abzugsanlage funktionierte leider auch nicht.

Wasserkocher mit NudelnWasserkocher mit NudelnZum Abendessen hatten wir uns Nudeln und eine fertige Tomatensauce besorgt.
Leider hatten wir keinen Topf mit dabei, also musste der vorhandene Wasserkocher mit offener Heizspirale dran glauben.
Die Nudeln haben ganz gut geschmeckt, aber die Spirale wieder halbwegs sauber zu bekommen war ein Kraftakt.
Aber da Tough Guy bereits seit mehr als 20 Jahren jährlich stattfindet, sollte das Hotel bereits auf sowas eingestellt sein.
Schließlich haben sie uns auch ein mieses Zimmer gegeben.
Am letzten Tag wurde ich wie schon die Tage davor viel zu früh geweckt.
Es waren noch Stunden bis zum Frühstück, aber Winni machte schon wieder Krach.
[Winni Engber] Benny hingegen wollte einfach nicht so schnell wie ich ans leckere Früstück
Draußen war alles weiß - laut dem Fernseher absolutes Schneechaos in
England.
Das heftigste seit 18 Jahren, ausgerechnet an unserem Rückflug-Tag.
Also sind wir zeitig zum Flughafen aufgebrochen.
Abgesehen von ein paar gestrichenen Flügen und einer Stunde Verspätung bei
unserem Flug lief aber alles glatt in Birmingham.
Der Flug war auch recht angenehm.
In Deutschland haben wir natürlich direkt den ICE verpasst, so dass wir eine Stunde warten mussten.
Zwischen 9 und 10Uhr Abends waren wir dann endlich wieder daheim – mit einer Tough Guy Medaille um den Hals.

Mr. Mouse: ALL who aspired to be a Tough Guy™ can now feel achieved in the harshest test ever imagined, on a day of extreme weather.
From freezing fog to minus 8o windchill, brilliant sunshine came to the rescue for an hour to warm us, then the snow came to cheer us all home.

[ Zur Bildergalerie: Tough Guy Challenge 2009 ]
(Demnächst werden wir noch die Bilder unserer Unterwasserkamera hochladen, wenn die Bilder etwas geworden sind)

Hier gibt es noch ein paar Videos zum Event: