Volle Europahalle vor dem LaufVolle Europahalle vor dem LaufAm vergangenen Samstag bin ich zur Marathon Messe nach Karlsruhe gefahren.
Dort wollte ich vorab die Startunterlagen abholen, um am folgenden Renntag möglichst keinen Vorab-Stress mehr zu haben.
Die Messe fand, anders wie in Berlin, direkt neben dem Start- & Zielpunkt, in der Europahalle statt.
Die Halle war gefüllt mit Sitzbänken, einen typischen Messecharakter hatte das Ganze nicht, denn es waren nur 5 kleine Stände am äußersten Rand zu sehen.
Preistechnisch war zwar einiges günstiger als im normalen Laden, aber verkauft wurden nur teure oder hässliche Klamotten.
Ich war schon dazu geneigt mir wenigstens ein paar Chips oder Gels für Berlin mitzunehmen, habe dann aber doch die Finger davon gelassen.
Da es eh schon fast Nachmittag war, beschloss ich gleich noch das Pasta Angebot dort wahrzunehmen.
Adi habe ich dort auch noch getroffen. Er hat mich zu einem Glas Bier vor dem Wettkampf überredet.
Gut, ehrlich gesagt habe ich nicht sonderlich viel bzw. keine Gegenwehr geleistet...
Man muss ja alle Kalorien mitnehmen, die man kriegen kann.

Als ich am Abend wieder daheim war, habe ich mir noch eine American Style Cheese & Onion Pizza in den Ofen getan und bin relativ zeitig ins Bett gegangen.
Schlafen konnte ich trotzdem nicht, bis kurz nach Eins lag ich wach im Bett.

Um 5 Uhr klingelte dann schließlich auch schon der Wecker.
Ich machte mich fertig und schmierte mir noch schnell ein paar Toasts.
Die Lauftasche packte ich grob schon am Vorabend – das Gefühl etwas vergessen zu haben, wurde ich trotzdem nicht los.
Ich lief dann Richtung Bahnhof und fragte mich mal wieder, warum ich mir das antue und an einem Sonntag (!) Morgen um 5 Uhr aufstehe.
Es war finster und kalt, aber was tut man nicht alles um seine Sucht zu befriedigen.
Dank Sonntagsfahrplan wären wir mit der späteren Verbindung erst nach 9 Uhr angekommen, und damit deutlich zu spät.
Am Bahnhof angekommen sah ich die ersten Menschen des Tages.
Mussten sie etwa arbeiten? Besuchen sie ferne Verwandte?
Nachdem ich ihre Kleidung bemusterte, stellte ich jedoch schnell fest, dass sie den gleichen Bestimmungsort gewählt hatten.
Der Zug war schließlich voll mit Verrückten wie uns!

In Baden-Baden stieg ein komischer Kerl ein, der mich direkt zugetextet hat und mir weiß machen wollte, das er gerade einen Marathon von 4km Länge gelaufen ist und nun ziemlich fertig war.
Als Winni dann in Rastatt zugestiegen ist, fragte er, was wir denn eigentlich vor hätten.
Nachdem wir ihm vom Baden Marathon erzählt haben, bemerkte er, dass seine 4km lockeres joggen eigentlich lächerlich waren.
Ich versuchte mein Toastbrot zu essen, gelang mir aber irgendwie nicht.
Es wurde immer mehr im Mund – Frühstück bin ich schließlich nicht gewöhnt, erst Recht nicht um diese Uhrzeit.
(Es sei denn, es gibt Kuchen auf Arbeit...)
Am Europaplatz begegneten wir den nächsten komischen Kautz.
Er hat krampfhaft versucht zu Rappen und dachte seine anschließendes Gebrubbel wäre extrem schnelles Sprechen.
Da hat sich aber meine Nichte mit Schnuller im Mund verständlicher ausgedrückt.
Erstaunlich was Alkohol so alles bewirkt...
Als zufällig eine Polizeistreife vorbeifuhr verdünnisierte er sich ganz fix.

Gegen halb 8 standen wir dann vor der Europahalle und so langsam wurde es etwas heller, aber nicht unbedingt wärmer.
Viele Menschen waren schon da.
Wir hätten sogar noch genug Zeit gehabt die Startunterlagen abzuholen, ich habe vorher jedoch nicht an den Sonntagsfahrplan gedacht.
Wir haben noch einmal flüchtig über alle Stände geguckt und uns dann ganz langsam fertig gemacht.
Winni hatte glücklicherweise noch ein längere Oberteil für mich dabei, welches ich unterziehen konnte.

In der 1&1 Tiefgarage konnte man seine Sachen deponieren, was wir auch dankend nutzten.
Nachdem wir noch einmal eine Besichtigung der blau-weißen Reihenhäuschen (Toiletten) mitgemacht haben, schlenderten wir langsam zum Start(Park-)platz.
Auf unseren Startnummern stand Startblock D, was aber längst nicht mehr unserer Leistung entsprach.
Wir gingen also ein paar Zeiten weiter nach vorne.
Winni versuchte schnell noch einen Muskelfaserriss vorzutäuschen – ich durchschaute seine Taktik jedoch schnell.
Eigentlich sollte es ein lockerer Vorbereitungslauf werden, wir entschieden uns aber dennoch um, doch noch einmal alles zu geben.

Gegen 9 Uhr fiel der Startschuss und wie üblich passierte minutenlang nichts.
Irgendwann bewegten wir uns 5 Schritte und kamen wieder zum Stehen.
Langsam aber sicher ging es dann im Aufwärmtempo los.
Die ersten paar Kilometer folgten wir zwei attraktiven jungen Damen – soweit man das von hinten sagen konnte.
Die eine hatte mit ihrem Startnummernband die selben Probleme, wie ich normalerweise mit meinem Trinkgürtel.
Durch das permanente Hochrutschen sind solche Accessoires für Läufer ohne Schwungmasse einfach nicht geeignet...
Wir sprangen wie üblich ein wenig hin und her und bahnten uns unsere Wege.
Plötzlich folgte Winni mir nicht mehr, wir guckten uns komisch an.
Dann verlor ich ihn plötzlich aus den Augen.
Ich drehte mich immer wieder um und suchte ihn, konnte ihn aber nicht mehr finden.
Als es nach den Tunnel immer wieder etwas bergauf ging, schaute ich nach unten-hinten, aber er war nirgends zu sehen unter den Massen.
So schnell kann man sich verlieren.
Einen Treffpunkt für nach den Rennen hatten wir aber eh ausgemacht und Handys hatten wir auch dabei.
Eine Walky-Talky Uhr-Funktion wie in Scrubs oder Knight Rider wäre toll (... für den Forerunner).

Ich zog das Tempo etwas an und versuchte unter 5min/km zu bleiben, was mir dem ganzen Wettkampf über ziemlich gut gelang.
Am Straßenrand gab es diesmal auch außergewöhnliche Dinge, ein Sänger und Saxophone-Spieler, ein Kontrabass-, ein Dudelsackspieler und natürlich jede Menge Trommler.
Bei km 10 rum ging es einen Teil der Strecke durch den Wald.
Der Weg war ziemlich schmal und machte das Überholen an einigen Stellen fast unmöglich.
Frustriert sah ich meinen aktuellen Pace beim Sinken, sowie meinen Puls beim Steigen zu.
Hier und da ging es auch mal über eine Brücke, also kleine Steigungen.
Wenn man Pech hatte, musste man sich auf der Treppenseite hoch/runter quälen, statt auf der Rollstuhlseite.
Soweit ich weiß ist Winni mit beiden Füßen auf verschiedenen Seiten gewesen – muss ziemlich unangenehm gewesen sein.

An den Versorgungspunkten gab es neben Wasser natürlich wieder ein isotonisches Getränk.
Aber hey, es war nicht so ekelhaft süß und farb- wie Aromastoff-getränkt, wie üblich, sondern mal angenehm sauer und klar.
Das war ziemlich gut trinkbar! Falls wer weiß, was das war, gebt uns bitte bescheid!

Bei Km 15 rum spürte ich eine Blase am mittleren Zeh wachsen.
Das war ziemlich unangenehm, war mir dann aber irgendwann auch egal.
Man könnte ja eh nichts anderes machen als aufgeben, und wegen so einer Kleinigkeit kommt das natürlich nicht in Frage.
Obwohl ich schon ziemlich fertig war, ließ ich den Puls über die 89% Marke sausen und beendet den Lauf mit einem Abschlusssprint.
Auch wenn einige meinen, man hätte sich dann im Lauf nicht richtig ausgepowert, gehört er für mich irgendwie mit dazu.

Das Ziel passierte ich nach 1:45h, dicht gefolgt von Winni mit 1:52h.
Wir haben uns also beide im Vergleich zum Stutensee-Lauf noch einmal richtig verbessert!
Nach dem Ziel folgte der Runners Heaven (Läufer-Himmel).
Die kostenlose Versorgung war mit verschiedenen Sportgetränken, Joghurtdrinks, Bier, Bretzeln, Kuchen, Bananen, Äpfeln, heißer Suppe und warmen Tee vorzüglich.
An der heißen Suppe habe ich mir sogar die Zunge verbrannt.
Spontan tauchte dort auch Winni neben mir auf.
So schnell kann man sich unter tausenden von Leuten auch wieder finden!
Der Ausgang aus dem Runners Heaven war fast wie am Flughafen.
Hunderte Menschen warteten auf ihre Verwandten und Bekannten.

Die Tiefgarage mit dem Gepäck war direkt daneben.
Aber schon auf den Weg nach unten merkten wir, was unsere Muskeln geleistet haben müssen.
Jeder Schritt fühlte sich komisch an.
Auf dem Rückweg nach Hause lernten wir auch kurz das KVV Marathon Schleusensystem kennen.
Mit einem ausgeklügelten System können die Straßenbahnen nach kurzen Stopps weiterfahren ohne die Marathonläufer zu behindern.

Nach dem Lauf setzte ein Muskelkater ein, wie ich ihn schon lange nicht mehr hatte – schönes Gefühl!
Berlin wir kommen! Und diesmal nehmen wir alle Kilometer mit, dir wir kriegen können!

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Ein paar Bilder folgen noch... sind noch nicht alle online.